Mic Screen / Reflexion Filter
Ein Teil der Räume, in denen heutzutage Vocals aufgenommen werden, bieten keine optimalen akustischen Bedingungen. Diese Räume sind meist Home-Studios, in denen die Akustik nur unzureichend behandelt wurde. Dieser Umstand ist vielen Herstellern sogenannter «Mic Screens» bekannt und sie sind daher auf eine pfiffige Idee gekommen:
Um den Nachhall eines Raumes zu reduzieren, erscheint es sinnvoll, den Schall, der in das Mikrofon und damit auch am Mikrofon vorbei in den Raum gegeben wird, direkt hinter dem Mikrofon aufzufangen und zu absorbieren. Somit kann viel Schallenergie reduziert werden, noch bevor sie ungebremst in den Raum gegeben wird. Das wird erreicht, indem ein meist halbkreisförmiger Schirm hinter das Mikrofon gehängt wird. Dieser Schirm ist mit verschiedenen absorbierenden Materialien ausgestattet, die die Schallenergie reduzieren sollen. Aber es wird nicht nur absorbiert – verschiedene Hersteller verbauen auch noch Elemente, die eine Diffusion bewirken, sodass der Schall, der an dem Schirm vorbei oder durch ihn hindurch geht, diffus an den Raum abgegeben wird.
In der Praxis eignen sich diese Mic Screens, um die Nachhallzeit in akustisch problematischen Räumen zu reduzieren. So weit, so gut! Doch gibt es eine Sache, die bei diesen Mic Screens immer wieder vergessen wird: Reflexionen innerhalb des Schirms! Diese Reflexionen werden zwar von den absorbierenden Materialien abgeschwächt, aber nicht hundertprozentig eliminiert.
Gerade bei Schirmen, die eine Halbkreisform aufweisen, wird der Schall sogar sehr fokussiert wieder in die Mitte des Screens reflektiert – also dorthin, wo das Mikrofon steht. Und zeitlich verzögerter rückwärtig auf die Membran auftreffender Schall sorgt in der Regel für Kammfilter-Effekte. Diese Kammfilter-Effekte sorgen in erster Linie in den Mitten für Auslöschungen und es resultiert somit häufig ein entweder dröhnender oder ein sehr dünner Vocal-Sound. Besser ist es, wenn man sich eine kleine «Vocal Booth» einrichten kann – dafür reichen auch schon bewegliche Akustikstellwände, die man hinter das Mikrofon positionieren kann. Diese beweglichen Elemente nehmen nicht viel Platz weg und auch für das heimische Tonstudio praktisch, da sich der Aufnahmeraum, der oftmals ja auch die Regie ist, ganz flexibel unterteilen lässt.
Sollte der Aufnahmeraum einen sehr starken Hall haben (ähnlich wie eine leere Wohnung), kann ein Mic Screen durchaus hilfreich sein, allerdings ist in der Regel von der Verwendung abzuraten.
Das bedeutet unterm Strich, dass ein Mic Screen immer einen Kompromiss darstellt: Für einen geringeren Raumklang in der Aufnahme wird ein unausgewogenes Frequenzbild (durch Kammfilter entstehend) in Kauf genommen. Man muss in sehr problematischen Umgebungen abwägen und das geringere Übel wählen.